Tod eines Handlungsreisenden
- Nikolaus Schmid
- 16. Nov. 2005
- 2 Min. Lesezeit
von Arthur Miller in der Übersetzung von Volker Schlöndorff

mit Pascal Ulli, Barbara Maurer, Martin Rapold, Nikolaus Schmid und Daniel Rohr
Regie: Caroline Ulli,
Musik: Jörg Köppl,
Bühne: Marcel Keller,
Choreographie: Tamara Lardori
Tontechnik: Fritz Rickenbacher,
Lichttechnik: Claudia Rutz,
Assistenz: Patrick Graf
Premiere: 17. November 2005
Der Autor und die Geschichte: Arthur Miller wäre im Oktober 2005 90-jährig geworden. Anfang dieses Jahres 2005 ist er verstorben: „Unermüdlicher Kämpfer für die Freiheit“ „Moralist, Liberaler - und Marilyns Mann“ „Amerikas Gewissen.“ titelten die Zeitungen. Sein Stück „Tod eines Handlungs-reisenden“schrieb er 1949, erst 33-jährig, und erlangte damit Weltruhm. Miller beschreibt den 63-jährigen Handlungsreisenden und Durchschnittsbürger Willy Loman, der sich von gesellschaftlichen Träumen irreführen lässt. Loman rackert sich ab, um sich die Illusion zu leisten, ein bedeutender Mann zu sein, bis das vermeintliche Idyll zerplatzt: Er verliert seine Stelle und versagt als Vater und Ehemann. Er setzt sich ans Steuer und fährt in den Tod, um wenigstens seiner Familie die Prämie seiner Lebensversicherung zu hinterlassen.
Die Umsetzung: In unserer Inszenierung ist Willy Loman kein ergrauter Angestellter mehr, sondern bereits mit 40 am Ende seiner Träume. In einer Zeit wo sogar die jung-dynamisch Erfolgreichen ihren Job verlieren, ist die Angst den eigenen Arbeitsplatz zu verlieren, weit verbreitet. Wer kennt sie nicht, die Auswirkungen dieser Ängste und dem daraus folgenden Kampf: Erschöpfungszustände, Antriebslosigkeit, bis hin zu Selbstmordgedanken. Dafür zieren neue Schlagwörter wie „Burn-out“, wörtlich übersetzt „ausgebrannt“, die Medien, aber die Ursache bleibt heute erschreckenderweise die selbe wie 1949, als Miller dieses Stück schrieb und ist aktueller denn je. Wir zerbrechen an zu hohen, gesellschaftlichen und persönlichen Erwartungen. Wofür wir einmal gebrannt haben, hat uns ausgebrannt. Längst wissen wir, dass das keine typische Managerkrankheit, der Unternehmer ist, mit ihrer unbelehrbaren Überarbeitung und dem anhaltenden Zwang sich täglich neu beweisen zu müssen. Burn-out betrifft uns heute alle.
Die Inszenierung: Was bei Millers Stück Rückblenden in Willys Vergangenheit sind, sind bei uns Szenen in Willys Kopf („The Inside of his Head“ war der Arbeitstitel des Stücks). Sie dienen uns zu zeigen, was nach aussen nicht sichtbar ist - seine wirren Gedanken, seine Hoffnungen, seine Verzweiflung und seine Ängste. Nach aussen versucht er sich zu kontrollieren, reisst sich zusammen, kleidet und frisiert sich äusserst stilvoll. Niemand soll merken, dass die Welt, die er für sich und seine Familie ausgemalt hat, längst nicht mehr existiert.
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